Die Auswahl passender Projektmethoden für neue oder fortlaufende IT-Projekte fällt nicht leicht. Agil und neu oder doch althergebracht und klassisch? Welche Methoden versprechen für ein konkretes Projekt Erfolg? Und welche Methodenbausteine passen zum eigenen Unternehmen? Wir versuchen im folgenden Artikel Aufschluss zu geben.
Sowohl klassische als auch agile Ansätze habe ihre Existenzberechtigung. Sie basieren nur jeweils auf unterschiedliche Sichtweisen. Bei der Wahl der angemessenen Methode im Unternehmen sollte jedes Projektteam unabhängig von einander darauf achten, dass die gewählte Vorgehensweise für die gesamte Mannschaft passt.
Klassische Methoden
In der klassischen Methode ist die Wirtschaftssicht eine komplexe Welt: Umfassende Pläne bilden Projekte ab. Taylor gibt die Sichtweise auf Teilbereiche der gestellten Aufgaben, sodass das Team konzentriert und arbeitsteilig in Prozessabschnitten arbeiten kann. Das Projektmanagement koordiniert alle Arbeitsschritte. Zentrales Element ist der Projektplan, der alle Teilschritte und Zwischenergebnisse beschreibt.
So versteht sich das klassische Projektmanagement als führende, ordnende und anweisende Kraft. Man initiiert den Projektplan und überwacht ab diesem Zeitpunkt regelmäßig die (Teil-)Umsetzungen. Änderungen oder gar Abweichungen werden umgehend in den Plan eingepflegt. Um Teilbereiche leichter koordinieren bzw. die Effizienz des Projekts steigern zu können, greift man auf etablierte Standards zurück. Diese dokumentiert das Team schriftlich, weshalb auch ein großer Teil der Kommunikation in schriftlicher Form erfolgt.
Insgesamt unterteilt sich das klassische Projektmanagement in neun bis zehn Wissensbereiche, deren Zusammenspiel zentral im Projektplan mündet:
- Integrationsmanagement: Schnittstellen definieren
- Anforderungsmanagement: Projektziele aufnehmen und überwachen
- Terminmanagement: Termine und Meilensteine definieren und überwachen
- Kostenmanagement: Budget für Teil- und Gesamtprojekt
- Qualitätsmanagement: Kriterien zum Erreichen der Ziele
- Personalmanagement: Personen-ressourcen ermitteln und beschaffen
- Kommunikationsmanagement: Infor-mationsaustausch zw. Projektbeteiligten
- Risikomanagement: Projektrisiken überwachen, Gegenmaßnahmen treffen
- Beschaffungsmanagement: Beteiligte und Zulieferer integrieren
- Veränderungsmanagement: Änderungen bewerten und einarbeiten
Alle Aufgaben sind zentral zu erfassen, zu verteilen und bis zu deren Erfüllung zu überwachen. Eine organisatorische Herausforderung – oder gar Schwierigkeit – die sämtliche aufgezählte Wissensbereiche nur streift. Wachsen die Herausforderungen, sind die gewählten Methodenbausteine der Komplexität oft nicht gewachsen.
Zahlreiche Unternehmen erkennen die gestiegenen Anforderungen nicht, missinterpretieren die Situation falsch und betroffene Projektmanager versuchen mit dem Organisieren von Einzelaufgaben ein großes Projekt zu leiten. Dieses Unterfangen scheitert aller Voraussicht nach, weil alles SWBLM (so wie beim letzten Mal) bleibt und die Methodenbausteine nicht bewusst an die Situation angepasst werden.
Der Leitfrage der klassischen Methode liegt bei “Was”, während das “Wie” unterrepräsentiert bleibt. Und damit kommen wir zum agilen Ansatz.
Agile Projektmethoden
Agile Projektmethoden beantworten dagegen schwerpunktmäßig die Leitfrage “Wie” mit einem Dutzend Prinzipien, auf denen das agile Manifest basiert. Sie stellen Kommunikationsrituale in den Vordergrund, die parallel zum zeitlichen Ablauf der Projektarbeit passen. Daraus lässt sich die Projektplanung ableiten.
Vertreter der agilen Bewegung fordern eine kommunikative Projektsituation, in der alle Beteiligten auf Augenhöhe miteinander sprechen und verhandeln. Der Fortschritt in der Softwareentwicklung erfolgt durch sich selbst organisierende Teams. Damit unterstellt der agile Ansatz, dass das Steuern eines Projekts durch einen zentralen Projektplan nicht notwendig ist, oder gar nicht machbar sei.
Mit Hilfe geeigneter Methodenbausteine kann schnell und umfassend auf Anforderungsänderungen reagiert werden. So sind große, wichtige Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.
Ein agiles Team versteht sich als lernend. Durch den regelmäßigen Rückblick während des Verlaufs versuchen sie die Zusammenarbeit zu verbessern, und durch fortwährendes Optimieren die Liefergeschwindigkeiten zu steigern.
Um diesen proklamierten Lernprozess zu ermöglichen und frühzeitig Änderungsanforderungen als solche zu erkennen, setzt die agile Bewegung auf die regelmäßige und direkte Kommunikation aller Beteiligten. Daraus gewonnene Erkenntnisse und dadurch gemachte Vereinbarungen werden schriftlich dokumentiert.
Agile Ansätze weisen in eine positive Projektwelt
Während sich Teammitglieder einer alten, klassischen Welt zu Ausführungsgehilfen degradiert fühlen, verspricht der agile Ansatz eine gleichberechtigte Projektrolle. Doch gerade diese Rollenänderungen erfolgt in vielen Unternehmen nicht. Meist ist das gesamte Unternehmen noch klassisch-hierarchisch aufgebaut, in welchem die alten Instanzenwege höchste Priorität haben.
Ist die Rolle der IT im Unternehmen bloß die einer ausführenden Kraft und hat sie keine eigene Stimme beim Ausformulieren der Unternehmensziele, dann ist das Einführen agiler Methoden eigentlich sinnlos. Der Grundsatz agiler Methoden ist, dass die IT als ebenbürtiger Partner im Unternehmen auftritt und die Teamarbeit als Erfolgsmodell darstellt. Dies widerspricht jedoch in vielen Betrieben der Wirklichkeit.
Man sollte sich deshalb im Betrieb auf eine gewandelte Sicht des Projektumfelds einigen. Neue Methoden werden angeführt und Rollen angepasst. Auf diese Änderungen muss das Team reagieren – und auch die Hierarchieebene über der Mannschaft muss dies mittragen. Alle zusammen müssen sich einigen, wie man Ziele definieren und ihr Erreichen überprüfen kann. Oft können übergeordnete Manager nicht von ihren eigenen Ritualen ablassen, weshalb angepasste und dem agilen Projektvorgehen angemessene Inhalte zu bestimmen sind.
Doch wie gelingt der Übergang in die agile Projektwelt? Lesen Sie hier, wie man richtig in die agile IT-Welt umsteigt.