Unzufriedenheit meist ausschlaggebend für Umstieg
Ein Übergang in die agile Projektwelt erfolgt in vielen Entwicklerteams meist aufgrund hoher Unzufriedenheit mit der letzten Umsetzung. Nicht selten scheitern Softwareprojekte vor dem Wechsel. Bei der Wahl neuer, alternativer Methoden liebäugeln aktuell viele Mannschaften mit agilen Ansätzen. Nicht unbegründet haftet dem klassischen Wasserfallmodell der Ruf an, sie wären umständlich und würden nicht zum Erfolg führen. Genau dies beweisen oft die vorangegangen Projekte.
Egal ob das Projekt scheiterte, weil die klassische Projektmethode nicht passte, oder dass zu wenig Projektbausteine explizit und bewusst genutzt wurden. Fest steht, dass scheinbar Wissensnotstand um Projektmethoden herrschte. Viele Verantwortliche organisieren ihre Aufgaben mehr schlecht als recht. Ein Blick auf die verwendeten Ansätze und die genutzten Bausteine zeigt meist zweierlei:
- Das Projektteam hat eine der Situation angemessene Projektmethode etabliert, die zwar keiner Lehrbuch-Methode entspricht, aber dahingehend angepasst wurde. Unterschiedliche Erwartungshaltungen an Rollen und Rituale sind die negativen Folgen. Die Ergebnisse dieser Missverständnisse zeigen sich häufig spät im Projekt, meist mit negativen Folgen für das Resultat.
- Nur wenige Beteiligte können bewusst die genutzten Methodenbausteine benennen. SWBLM (so wie beim letzten Mal) zeigt sich in Reinkultur. Der Wechsel von Mitarbeitern kann bewirken, dass Wissen über bisher genutzte Bausteine zum Nachteil des gesamten Teams wegfällt.
Wechsel sinnvoll?
Vor einem Wechsel des Ansatzes sollte sich daher die Mannschaft vergegenwärtigen, welche Bausteine sie bereits im Alltag nutzen und welche passen oder optimiert werden können. Aber vor der Wahl der Bausteine sollten Softwareteams darüber nachdenken, ob sie eher in der klassischen oder besser in der agilen Projektwelt aufgehoben sind. Die Frage muss innerhalb und außerhalb der Gruppe (Wer ist noch aller beteiligt?) beantwortet werden. Ein komplett agiles System einzusetzen, obwohl die Unternehmenskultur eher klassisch-hierarchisch geprägt ist, macht wenig Sinn. Vielmehr sollten die bisherigen Kommunikationsformen angepasst werden, weil eine Mannschaft alleine die notwendigen Veränderungen für eine komplette unternehmensinterne Umstellung nicht initialisieren, geschweige denn umsetzen kann.
Ein Umbruch der Methoden bedeutet immer einen Verhaltenswandel für eine Gruppe. Diese Entwicklungen benötigen Zeit, weshalb man den neuen Ansatz Schritt für Schritt umsetzen soll, um so zB ineffiziente Bausteine durch andere/neue ersetzen zu können.
Leitfragen klären!
Damit ein Projekt erfolgreich verläuft, sind vier Leitfragen zu beantworten: “Wohin?”, “Warum?”, “Was?” und “Wie?”. Je mehr ein Unternehmen hierarchisch organisiert ist, desto eher befasst sich das Management mit diesen Fragen. Je agiler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto eher lassen sich diese Fragen großteils im Team (im Rahmen einer positiven Fehlerkultur) beantworten. Das “Was?” und “Wie?” sollten die eigentlichen Leitfragen für das Projektmanagement sein.
- Was: Welche Aufgaben liegen an? Was genau muss davon das Team leisten? Was müssen andere Projektbeteiligte leisten?
- Wie: Wie genau geht das Team vor? Welche Rituale, Vereinbarungen, Bausteine etc. führt es ein? Wie gestaltet sich die tägliche Zusammenarbeit? Wie erfolgt die Berichterstattung? Woran misst man den Fortschritt und den Erfolg?
Um ein Chaos zu umgehen (oft fallen Teams in kritischen Situationen unter Zeitdruck wieder auf ein älteres/bisheriges Verhalten zurück), ist ein schrittweiser Wandel vorzuziehen.
Evaluieren und verbessern
Viele Methoden sehen eine Sitzung während und nach dem Projekt mit allen Beteiligten vor (Review, Lessons Learned, etc.). So sollen erfolgreiche und optimierungsbedürftige Verfahren ermittelt werden. Die Ergebnisse dienen dem Wissensaufbau in der Organisation und sollen als Grundlage zum Verbessern nachfolgender Projekte dienen. Alle Beteiligten sollen vorurteilsfrei und ohne Nachteile über den Verlauf sprechen können.
Agile Methoden sehen ein stetiges Verbessern des Projekts vor, indem das Team regelmäßig im Verlauf Retrospektiven (ein Baustein, um das “Wie?” zu beantworten) vornimmt. Durch kleine Änderungen können die Beteiligten auf geänderte Anforderungen direkt reagieren.
Erfahren Sie mehr über agile Methoden.
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