Krisen und Pandemien nerven gewaltig. Doch die Weltgeschichte zeigt uns, dass die Menschheit immer wieder dazugelernt hat. Schon jetzt haben wir Einsichten und Erkenntnisse gewonnen, die uns für die Zukunft besser aufstellen lassen. Vor allem Unternehmer und Führungskräfte sind jetzt gefordert, ihre Blickwinkel zu ändern, um auch das Gute darin zu sehen.
Die meisten sitzen seit März 2020 im Home Office. Nun heißt es aber raus aus dem Krisenmodus und lernen, mit dem Virus umzugehen und mit ihm zu leben. Die aus der Krise gewonnen Einsichten und Erkenntnisse können uns dabei helfen, um uns auf die richtigen Werte zu fokussieren:
Top 6 Erkenntnisse
Meine wichtigsten Erkenntnisse der letzten 12 Monate lassen sich in etwa so zusammenfassen:
- Video Calls funktionieren perfekt für regelmäßige Abstimmungen und zum Informationsaustausch – dank disziplinierter Abläufe und guter Moderation
- Mitarbeiter/innen arbeiten remote mindestens genauso gut wie vor Ort im Büro – und sind oft sogar produktiver
- für viele Arbeitnehmer/innen ist eine geregelte Arbeit wichtig für ihre eigene Balance – ohne fühlen sie sich nicht als vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft
- im Home Office fehlt oft die Distanz zwischen privat und Arbeit und kann zu unnötigen Stress führen – regelmäßige Spaziergänge und andere Aktivitäten in Freien sorgen für Abgrenzung und Entschleunigung
- tägliches Pendeln zur Arbeit in Stauzeiten ist unnötig und kostet Zeit – man wird zukünftig Teile seiner Arbeit von Zuhause aus machen und erst danach den Weg ins Office angehen
- durch die Einschränkungen wurde alles noch schnelllebiger – wir müssen deshalb bewusst und öfter reflektieren, um zu verstehen, was uns wirklich hilft
Fazit: Der Großteil der Kommunikation läuft komplett über digitale Kanäle. Video-Konferenzen haben sich bestens bewährt und geben Einblicke des Gegenübers in bisher unbekannte Wohn- und Familienverhältnisse. Kindergeschrei oder der Wäschehaufen im Hintergrund machen uns menschlicher und lässt uns zusammenwachsen. Remote Work funktioniert und wird bleiben – zumindest für die meisten Branchen.
Top 6 Werte
Die wichtigsten Werte, die ich dank der Erkenntnisse gewonnen und wieder zu schätzen gelernt habe:
1. Unnötige Präsenztermine vermeiden + Zeit durch remote Abstimmungen sparen
Als selbstständiger Coach und Mentor war ich vor dem 1. Lockdown noch viel unterwegs. Ich war es gewohnt, dauernd mobil zu sein. Dank Digitalisierung ja alles kein Problem. Gespräche führen, sich abstimmen, über Ziele diskutieren – stets vor Ort beim Kunden. Vieles davon hätte auch in einem 30-minütigen Video Call abgestimmt werden können. Schon seit Jahren biete ich remote Beratungen und Schulungen an, doch die Skepsis bei nicht nur älteren Auftraggebern war immer groß – zu sehr wurde der Präsenztermin als “normal” und notwendig angesehen.
Mittlerweile mache ich 95 % meiner Beratungen online – von Einzel-Coachings über Mentorings bis hin zu Workshops für ganze Teams. Fast alles kann mit der richtigen Kommunikationskultur und etwas Disziplin remote besser abgewickelt werden. Diese rasche Akzeptanz für diese neuen Arbeitsweisen haben wir der Pandemie zu verdanken, obwohl die Art und Weise der neuen Zusammenarbeit bereits vorausgesagt wurde. Die Zeit, die ich früher im Auto oder im Zug verbracht habe, nutze ich jetzt für mich.
Mehr persönliche Zeit durch Zeit-/Krisen-Management. Remote Work erleichtert regelmäßige Abstimmungen! #newWork
2. Mehr Freiraum auf engerem Raum + bewusste Auszeiten für mehr Lebensqualität
Bleiben wir bei Remote Work: Home Office ist für manche ein abgetrennter Raum und für manche der Küchen-Tisch oder die Wohnzimmer-Coach. Eine räumliche Trennung ist nicht immer einfach, zusätzlich verschwindet die Trennung von Arbeit, Freizeit und Alltag. Egal ob man alleine ist oder einen oder mehrere Partner hat: Freiraum haben war vor dem Lockdown ganz normal.
Das tägliche Miteinander auf immer gleichem Raum ist ungewohnt und erfordert Planung. Jeder muss auf die richtige Balance zwischen Alltag und Arbeit achten. Harmonie Zuhause wird notwendig, sonst fällt einem die Decke auf den Kopf. Bewusste Auszeit und fixe Zeitslots sorgen für Ausgleich – zB morgens 20 min Sport oder Yoga um sich auf dass Wesentliche zu besinnen, mittags Spaziergänge zum Entschleunigen und abends bei einem Buch entspannen.
Auszeiten sind wichtig. Erkenntnisse gewinnen aber auch! #Freiraumnehmenundgeben
3. Dankbar sein für was man hat
Die zuvor erwähnten Einschränkungen und Isolationen belastet jeden – sie machen aber auch die eigene Wohn- und Arbeitssituation transparent. Durch die Arbeitsplatz-Initiative der Jungen Wirtschaft haben sich viele Jungunternehmer frühzeitig Gedanken zum Arbeitsplatz zu Hause gemacht.
Ich habe durch vorgenommene Umstrukturierungen mittlerweile genug Rückzugsorte für alle in unserem Wohnungsverband. Neben aufgeteilten Wohnbereichen gibt es eigene Arbeitsbereiche, begrünte Außenbereiche sowie einen Park vor der Haustür. Diese Möglichkeiten haben nicht alle – ich denke da vor allem an arbeitende Eltern mit ihren Kindern in engen Großstadt-Wohnungen. Ich bin dankbar für das, was ich habe und bereit, zu teilen.
Dankbar sein für das was man hat und Möglichkeiten für räumliche Veränderungen vorantreiben. #esgibtimmerwaszutun
4. Wertvolle Momente genießen aber auch selbst generieren
Je mehr man sich mit der Pandemie und dem Virus beschäftigt, desto deprimierter wird man. Je mehr (Soziale) Medien, Tageszeitungen oder Nachrichten im Fernsehen man konsumiert, umso fehlinformierter ist man letztendlich. Sterbende Menschen und sich widersprechende Experten – nur Hypothesen, aber keine Wahrheiten.
Ich habe diese wertlosen und nur schwer zu ertragenden Inhalte reduziert und dafür in wertvolle Momente investiert. Ich überblickte meine persönlichen Highlights der letzten Jahre und stelle fest, dass ich bei Veranstaltungen, Firmenbesuchen und Gesprächen immer Notizen gemacht habe. Aussagen erfolgreicher Menschen, Tipps zum Unternehmertum und Philosophien zum Leben – alles sehr lehrreiche Informationen, über die ich froh war, sie gehört zu haben. Nun schreibe ich gerade an meinem ersten Buch, welches wertvolle Tipps für junge Menschen, Jungunternehmer und Führungspersönlichkeiten parat hält.
Besser sorglos Wertvolles liefern statt sorgenvoll Wertloses konsumieren. #valuableLife
5. Vertrauen ist besser als Kontrolle
Remote arbeiten funktioniert wie erwähnt mindestens genauso gut wie vor Ort im Büro arbeiten. Der Spruch “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser” ist obsolet, weil sich die Art und Weise, wie Arbeit ausgeführt wird, in den letzten Monaten geändert hat. Eigenständiges Arbeiten im Team und Führung auf Distanz sind nicht nur möglich, sondern notwendig.
Neue Umstände fordern neues Denken. Trotz großer Herausforderungen geht alles seinen Weg – manchmal auch anders, was viele zum Nachdenken gebracht hat. Chefs und Führungskräfte sind gefordert, jedem einzelnen bei der Selbstorganisation zu Hause oder im Team zu unterstützen. Man kontrolliert nicht mehr wie gearbeitet wird, sondern an was gearbeitet wird: gemeinsame Planung und gemeinsame Ziele. Solange das Ergebnis passt, ist das Wie bzw. der Weg dorthin irrelevant. Deshalb heißt es im 21. Jahrhundert: “Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser”.
Vertrauen vor Kontrolle. Das Was vor dem Wie stellen. #gemeinsameZielvereinbarungentreffen
6. Freunde und Familie haben an Stellenwert gewonnen
Nach all den Erfahrungen und Werten fragt man sich des Öfteren: “Worauf kommt es im Leben eigentlich wirklich an?” Für manche ist es ein gutes Gespräch, ein Glas Wein oder ein gutes Buch – für andere ist es Kunst und Kultur, die Innovationskraft der Menschen oder starke Partner. Dadurch wird sichtbar, was uns alle schon länger abgeht: Zufallsbegegnungen, Schabernack am Schreibtisch, inspirierender Austausch beim Kaffee-Plauscherl, Diskussionen beim Feierabendbier, zusammen Erfolge feiern.
Aber auch die Erkenntnis, wie schnell und unverhofft jemand aus dem Leben gerissen werden kann, schärft den Blick auf die eigene Familie, auf die Eltern oder auf die Kinder. Die sonst ins Pendeln vergeudete Zeit wird einem morgendlichen Kuschel-Ritual mit den Kindern gewidmet. Der eigene Freundeskreis und die Familie als kleinste soziale Einheit unserer Gesellschaft wird wieder wichtiger. Alte Erinnerungen werden auf hochwertigen Fotos für die Ewigkeit festgehalten. Was wir heute nicht gemeinsam erleben und festhalten, werden wir irgendwann vermissen. Die ständige mediale oder berufliche Ablenkung sorgt oft für ein Verdrängen von Krankheit, Tod und anderen schrecklichen Ereignissen.
Wir dürfen dem hektischen Alltagstreiben nicht die Oberhand gewinnen lassen. #mehrAchtsamkeit #wenigerAblenkung
Wir müssen die uns verbleibende Zeit mit Freunden und Familie mehr schätzen. Und trotzdem den Wert der Arbeit erkennen. #wertvolleMomente